Tradition des Rosenkranzgebetes und die Erzbruderschaft des Hl. Rosenkranzes in Oberostendorf

Marienverehrung in Oberostendorf

Die Marienverehrung hat in Oberostendorf eine jahrhundertelange Tradition. Zunächst im Rahmen der Wallfahrt zur Pietá von 1485. Später zusätzlich im Rosenkranzgebet, belegt durch das Bruderschaftsbuch der Erzbruderschaft vom Hl. Rosenkranz mit Sterbetrost. Die Bruderschaft wurde am 8. November 1626 vom Prior Georgis Eckle des Dominikanerordens mit Sitz in Augsburg gegründet. Das heute vorliegende Buch wurde im Jahr 1685 vom damaligen Pfarrer Damian Kuile neu angelegt. Seit damals haben sich ca. 6300 Gläubige eintragen lassen. Neben Oberostendorf und Umgebung ließen sich auch Menschen aus dem Augsburger Raum, Bad Wörishofen und Denklingen eintragen.

Warum eine Bruderschaft?

Die damalige „Lebensversicherung“ für Knechte und Dienstmägde, die ja in der Regel keine leiblichen Nachkommen hatten, war die Bruderschaft. Sei es eine Rosenkranzbruderschaft wie in Oberostendorf, eine Josefsbruderschaft wie in Gutenberg, oder eine Herz-Jesu-Bruderschaft wie in Ketterschwang…. Sie wollten sich in einer Gemeinschaft geborgen fühlen, in der für sie gebetet wurde. In der Rosenkranzbruderschaft hatten sie die Sicherheit, dass nach ihrem körperlichen Tode 1x im Monat eine Hl. Messe für sie gelesen wurde und dass für sie gebetet wurde. Auch heute erfüllt es viele Katholiken mit Sorge, dass ihre Nachkommen andere Glaubensvorstellungen angenommen haben und sie deshalb im Jenseits keine Gebetshilfe erwarten können. Einige sind der Überzeugung, dass nach dem Tod alles aus ist oder man sofort im Himmel sein darf. Wozu also noch Hl. Messen und Gebet???

Warum Rosenkranzgebet?

Wir leben in einem marianischen Zeitalter, in dem unsere Liebe Frau weltweit erscheint. Von der Kirche anerkannt sind u.a. Fatima, Lourdes, La Salette, Kibeho und Guadalupe. Unzählige andere Marienerscheinungen gibt es weltweit, die aber noch nicht kirchlich anerkannt sind, wie z.B. Medjugorje und Garabandal. Für Deutschland wären zu nennen: Sievernich, Marpingen, Heroldsbach, Pfaffenhofen an der Roth, Wigratzbad, Marienfried, Heede…. Warum erscheint Sie? Kurz und knapp zusammengefasst geht es in all ihren Erscheinungen darum, dass sie das Gebet wünscht, aber sie ruft auch zur Umkehr und Buße auf.

Vielen Gläubigen ist der Rosenkranz eine „Richtschnur“ zur Besinnung, eine Hilfe zu innigem Beten  und um zur Ruhe zu kommen. Viele treue Beter bauen durch dieses Gebet ein kindliches Vertrauen auf und erfahren in vielen Lebenslagen eine gute Führung und Schutz durch unsere Himmelskönigin.

Radio Horeb hat einige Zeugnisse zum Rosenkranzgebet veröffentlicht: https://www.horeb.org/mediathek/podcasts/rosenkranz/betrachtungen-rosenkranz/

Es gibt 15 Verheißungen für die Rosenkranzbeter (bitte besonders den 13. Punkt beachten): https://www.rosenkranzgebete.de/mehr/rosenkranzkoenigin/die-15-verheiungen-der-rosenkranzkoenigin/index.php

In unserer Pfarreiengemeinschaft und in der Region hat das Rosenkranzbeten bis heute seinen festen Platz. Im Zusammenhang mit der zurückliegenden Pandemie und im Angesicht des Krieges in Europa kam es zur Wiederentdeckung des gemeinsamen Betens, auch über Ländergrenzen hinweg.

Verschiedene Aktionen im In- und Ausland haben unter Zuhilfenahme moderner Medien Jung und Alt dazu aufgerufen.

Im Rosenkranzgebet verbinden wir uns durch Gebet und die Betrachtung des Lebens Jesu und Mariens direkt mit der Kraft Gottes und versuchen, unser Leben an ihrem Vorbild auszurichten. Es hat sich im Laufe der Jahrhunderte vom reinen Wiederholen des Vaterunsers über das Einfügen des Ave Maria und der biblischen Geheimnisse schrittweise zur heutigen Form entwickelt. Als meditatives Gebet bietet es Gläubigen den Rahmen für eine mit Innigkeit und Vertrauen wiederholt vorgetragene Bitte (vgl. Lk 18, 1-8).

  • Das Vaterunser wurde uns von Jesus Christus selbst gelehrt (Mt 6,9; Lk 11,2)
  • Der Wortlaut des Ave Maria wird ebenfalls direkt aus der Hl. Schrift zitiert (Lk 1,289 ff; 1,42).
  • Auch die Rosenkranzgeheimnisse sind unmittelbar aus dem Neuen Testament übernommen

Die Rosenkranz-Erzbruderschaft hat als Ausdruck echter Volksfrömmigkeit über die Zeit den Menschen Kraft und Trost gespendet. Religion wird daran gemessen, wie weit sie den Menschen in Krisensituationen Halt gibt und eine über den körperlichen Tod hinausgehende Perspektive schenken kann. Erst wenn dies nicht mehr gelingt, wird sie von den Menschen in Frage gestellt.

Text teilweise übernommen aus dem Beitrag von Ulrich Reißner aus Oberostendorf im „Oster-Pfarrbrief 2023“ der Pfarreiengemeinschaft Germaringen

Weiterführende Links:

https://www.katholisch.at/aktuelles/2017/09/29/geschichte-des-rosenkranzes

https://www.deutschland-betet-rosenkranz.de

https://rosenkranzgebet.info

https://www.kirche-in-not.de/shop/faltblatt-zur-aktion-eine-million-kinder-beten-den-rosenkranz

https://bistum-augsburg.de/Hauptabteilung-III/Abteilung-Evangelisierung/Berichte/Rosenkranz_id_250554

https://www.horeb.org/beten/der-rosenkranz

Satzung

Erzbruderschaft des heiligen Rosenkranzes
zu Oberostendorf (Bistum Augsburg)
(gegründet 08.11.1626)

Die Heilige Schrift ruft uns auf: „Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist“ (Eph 6,18) – „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17). Das Rosenkranzgebet ist ein meditatives und zutiefst biblisches Gebet, bei dem wir an der Hand unserer lieben Muttergottes das Leben unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus betrachten. Durch das betende Verweilen an den Stationen des irdischen Lebens Jesu vertiefen wir uns als einzelne Beter oder in Gemeinschaft in die Heilsgeheimnisse Jesu Christi. Die Gläubigen lieben das Rosenkranzgebet daher sehr und vereinigen sich seit Jahrhunderten in Rosenkranzbruderschaften, die diese religiöse Andachtsübung pflegen.
Hauptpatrone der Bruderschaft sind die jungfräuliche Gottesmutter Maria und der hl. Dominikus, der im Auftrag der Gottesmutter das Rosenkranzgebet begründet hat.

Pflichten
Alle katholischen Christgläubigen können sich in die Erzbruderschaft des heiligen Rosenkranzes zu Oberostendorf einschreiben lassen. Die Bruderschaftsmitglieder verpflichten sich dazu, wöchentlich dreimal den Rosenkranz zu beten und einmal jährlich die einstündige Andacht für die Sterbenden zu halten. Sollten sie diese Verpflichtung aus irgendeinem Grunde nicht erfüllen, stellt dies keine Sünde dar.

1) Wöchentliches Gebet von drei Rosenkränzen
a) Jedes Mitglied der Bruderschaft betet wöchentlich mindestens drei der vier Rosenkränze: den freudenreichen, den lichtreichen, den schmerzhaften und den glorreichen Rosenkranz, genannt Psalter. Dies geschieht entweder in der Familie, in Gemeinschaft oder allein, in der Kirche oder unterwegs. Der Text dazu findet sich im Gotteslob, Nr. 4. Man kann die Rosenkränze auf bestimmte Tage der Woche aufteilen. In Fatima ruft uns Maria auf, täglich den Rosenkranz zu beten.
b) Das Rosenkranzgebet in einer Kirche oder in Gemeinschaft ist an allen Tagen mit einem vollkommenen Ablass verbunden, also der Nachlassung von Sündenstrafen für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist. Diesen Ablass kann man für sich gewinnen oder ihn fürbittweise Verstorbenen zuwenden.
Zur Gewinnung des vollkommenen Ablasses ist das Gebet eines Rosenkranzes (fünf Gesätze) in einer Kirche oder in Gemeinschaft erforderlich sowie die Freiheit von der Anhänglichkeit an eine Sünde, der Empfang des Bußsakramentes (bis zu 20 Tage vorher oder nachher), der Empfang der heiligen Kommunion und ein Gebet in den Anliegen des Papstes (z.B. Vater unser, Ave Maria u. Ehre sei dem Vater). Werden diese Bedingungen nicht vollständig erfüllt, erlangt man einen Teilablass.

2) Jährliche Andacht für die Sterbenden
Die Mitglieder der Erzbruderschaft sehen sich in besonderer Weise dem Gebet für die Sterbenden verpflichtet. Jedes Mitglied sucht sich einen Heiligen als Sterbepatron aus und betet mit dessen Beistand einmal im Jahr eine Stunde lang für die als nächsten sterbenden Schwestern und Brüder im Glauben und speziell der Bruderschaft. Denn die größte Bedrängnis und Angst im Leben kommt angesichts des Todes. Daher ist diese Sterbeandacht für alle Brüder und Schwestern der Bruderschaft überaus wünschenswert und wahrhaftig ein großer und beruhigender Trost.
a) Man empfängt in diesem Anliegen das heilige Sakrament der Buße (Beichte) und die heilige Kommunion. Sollte dies nicht möglich sein, so muss wenigstens eine möglichst vollkommene Reue über die Sünden („Liebesreue“) erweckt und ein Gebet in der Sehnsucht nach dem Empfang der heiligen Kommunion (sogenannte „geistliche Kommunion“) gebetet werden.
b) Dann betet man drei Rosenkränze und nach jedem Gesätz: „Durch Deine Verlassenheit und Todesangst, o Jesus, bitten wir Dich, verlasse uns niemals, besonders nicht in der Stunde unseres Todes. Amen.“ Ist die Stunde noch nicht vorbei, so kann im Anschluss eine Litanei gebetet werden (z.B. Lauretanische Litanei, GL 566; Litanei für die Verstorbenen, GL 569).
c) Am Ende der Andacht ruft man den ausgewählten Sterbepatron an, etwa mit dem Herzensruf: „Bitte für uns, hl. N., auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.“
d) Um den Besuch und die Anbetung des Allerheiligsten Altarssakramentes (Eucharistie) zu vermehren und für die Sterbenden kräftige Fürbitte einzulegen, wünscht die Bruderschaft, dass man diese Betstunde in einer Kirche hält; doch gilt die Erfüllung der Verpflichtung auch an jedem anderen Ort.
Wenn ein Bruderschafts-Mitglied stirbt, soll dies allen anderen Mitgliedern unverzüglich bekannt gemacht werden, weil für das verstorbene Mitglied am darauffolgenden Sonntag oder Feiertag nach der Hl. Messe der (schmerzhafte oder glorreiche) Rosenkranz gebetet wird. Außerdem wird einmal im Monat für die verstorbenen Brüder und Schwestern der Bruderschaft eine heilige Messe gefeiert.

 

Eintragung in das Bruderschaftsbuch
Die Aufnahme erfolgt unentgeltlich durch einfache Namensmitteilung und ohne Beitragszahlung.

  • Name: _____________________________________________________
  • Wohnort: __________________________________________________
  • Diözese: ___________________________________________________
  • Datum der Eintragung: _____________________________________
  • Zum Sterbepatron wird gewählt: Hl._________________________
  • Jährliche Andacht möglichst am: ___________________________
 

 

„Betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet“   (Jak 5,16).
Mit kirchlicher Druckerlaubnis des Bischöflichen Ordinariates Augsburg,
Nr. 5553 vom 12.07.2023, Monsignore Dr. Wolfgang Hacker, Generalvikar
V.i.S.d.P.: Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt, Oberostendorf,
Pfarrgasse 2, 87656 Germaringen

Zentralfresko im Langhaus unserer Kirche. Die allerseligste Jungfrau Maria reicht dem Hl. Dominikus und der Hl. Katharina von Siena den Rosenkranz. Dieses Gemälde wurde vermutlich von der Rosenkranzbruderschaft gestiftet.

Auf den Abbildungen des Heiligen Dominikus sieht man gewöhnlich ihm zur Seite
einen Hund, welcher eine brennende Fackel trägt. Die Mutter des hl.
Dominikus hatte kurz vor dessen Geburt einen Traum, als gebäre
sie einen Hund mit einer flammenden Fackel im Maul, mit der die ganze
Welt erleuchtet wird; diese Vision wurde ihr gedeutet auf die göttliche Redekunst des Knaben, den sie gebären werde. In seinem späteren glorreichen Leben zeigte sich, dass dieses Sinnbild richtig und passend war. In der Kirche in Carcassonne wurde Dominikus damals die Offenbarung zuteil, die ihm das Beten des Rosenkranzes und die Werbung hierfür in seinen Predigten empfahl; der Rosenkranz wurde ein tragendes Element seiner Spiritualität. Er war ein Förderer und Verbreiter des Rosenkranzgebetes.

 
 

Das Rosenkranzgebet

So wird der Rosenkranz gebetet

Wir machen das Kreuzzeichen und sagen dazu: “Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Es folgt das Glaubensbekenntnis:

“Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen” Es folgt: “Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen”

Über dem Kreuz befindet sich eine einzelne große Perle. Wir berühren sie und sprechen dazu das “Vaterunser”. Die drei Perlen, die dann folgen, sind ganz besondere: Wir beten, indem wir sie berühren, je ein “Gegrüßet seist du, Maria”, fügen aber nach dem Wort “… Jesus” noch etwas dazu. Bei der ersten Perle ist das “… Jesus, der in uns den Glauben vermehre”, bei der zweiten Perle “… Jesus, der in uns die Hoffnung stärke” und bei der dritten Perle “… Jesus, der in uns die Liebe entzünde”.

Es folgt vor der ersten Perle der zusammenhängenden Kette das “Ehre sei dem Vater …” und das “Vaterunser”. Dies gilt auch für die vier weiteren, etwas größeren Perlen des Rosenkranzes. Nach jeder großen Perle folgen zehn “Gegrüßet seist du, Maria”.

Die Gesätze des Rosenkranzes

Je zehn Perlen bilden ein Gesätz. In einem Gesätz sprechen wir jedes Mal beim “Gegrüßet seist du, Maria” nach dem Wort “Jesus” dieselben Worte. Es sind die “Geheimnisse” des freudenreichen, des lichtreichen, des schmerzhaften oder des glorreichen Rosenkranzes (siehe unten); außerdem gibt es individuelle Formulierungen.

Seit den Erscheinungen in Fatima wird auf Wunsch unserer Mutter Gottes nach jedem Gesätz nach dem “Ehre sei dem Vater…” folgendes Stoßgebet eingefügt: “O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.” Dieses Stoßgebet wurde weltweit von vielen Betern übernommen.

Die Gesätze / Geheimnisse